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Amalgamdiskussion


Trotz jahrzehntelanger guter Erfahrungen mit Amalgam als Füllungsmaterial ist vielen Menschen der Gedanke unangenehm, Quecksilber im Mund zu haben. Denn immerhin sind auch geringste Mengen von Quecksilberdämpfen, die bei dem Verarbeiten aus dem noch flüssigen Metall aufsteigen, hochgiftig; sie können etwa Nerven und Nieren schädigen. So mancher Patient kommt daher mit dem Wunsch in die Zahnarztpraxis, alle noch vorhandenen Amalgamfüllungen durch andere Materialien zu ersetzen. Doch die Experten sind sich einig: Außer in den sehr seltenen Fällen einer Amalgamunverträglichkeit sind keine Schädigungen durch Amalgamfüllungen bekannt – trotz zahlreicher Untersuchungen.

Im frischen Zustand und beim Herausbohren einer Amalgam-Füllung werden sehr geringe Mengen Dämpfe frei. Dadurch kann es zu geringfügigen Mengensteigerungen im Blut und anderen Körperflüssigkeiten kommen, dies aber weit unter der Gefährdungsmarke. Manche Ärzte bieten das „Ausleiten“ oder „Mobilisieren“ von Quecksilber und anderen Metallen aus dem Körper an. Das geschieht mit bestimmten Chemikalien (Chelatbildnern), die Quecksilberatome in ihrem Molekül binden und dann aus dem Körper spülen. Diese Methode ist aber keineswegs unumstritten. Zwar entfernt sie tatsächlich einen Teil des Quecksilbers, aber gleichzeitig viele andere Metallatome – und manche davon sind lebenswichtig für den Körper. Zudem erreichen die Chelatbildner gerade nicht das Hirn, in dem sich Quecksilber gern ablagert.

Amalgam ist für Kariesdefekte im Seitenzahnbereich in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in der Regel das Füllungsmaterial der Wahl. Ein entsprechendes Gesetz zum Schutz von Gesundheit und Umwelt hat der Bundesrat am 2. Juni 2017 verabschiedet. Darauf wies die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) in einer Pressemitteilung am 2.6.2017 hin.

Seit Inkrafttreten der EU-Quecksilberverordnung zum 1. Juli 2018 darf Dentalamalgam nicht mehr für zahnärztliche Behandlungen von Milchzähnen, bei Kindern unter 15 Jahren und bei schwangeren oder stillenden Patientinnen verwendet werden. Für die Behandlung der genannten Patientinnen und Patienten muss regelmäßig ein alternatives plastisches Füllungsmaterial gewählt werden, das dauerhaft haltbar und erprobt ist und dem Stand der Wissenschaft entspricht.

Weitere Informationen dazu und Antworten auf die Frage "Welche Zahnfüllungen gibt es?" sind hier abrufbar.

 


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